Heute ist auf Facebook ein Beitrag aufgetaucht, der eine engagierte ungarische Tierschützerin scharf angreift. Sie rettet Rottweiler aus Tötungsstationen und vermittelt sie vor allem nach Deutschland. Die Vorwürfe in diesem Beitrag sind nicht nur unsachlich, sondern zeugen von einem mangelnden Verständnis für Tierschutz in einem vereinten Europa. Daher möchten wir hier klar Stellung beziehen.
Tierschutz ist keine Geschäftemacherei – sondern eine Herzensangelegenheit
Die Behauptung, dass Tierschutzorganisationen in Südosteuropa gewerblich mit Hunden handeln oder züchterische Aktivitäten fördern, ist schlichtweg falsch. Tierschützer wie die betroffene ungarische Aktivistin investieren ihre Zeit, Energie und oft auch private Mittel, um Rottweilern aus prekären Situationen zu helfen. Die Hunde, die sie rettet, stammen aus Tötungsstationen – Orten, an denen sie ohne ihr Eingreifen keine Überlebenschance hätten. Wer diesen Einsatz als „geschäftsfördernd“ bezeichnet, verkennt die Realität. Denn hinter jeder Rettung steckt unermüdliche Arbeit, oftmals unter schwierigen Bedingungen, und mit dem einzigen Ziel, diesen wunderbaren Hunden eine zweite Chance zu geben.
Ein vereintes Europa gilt auch für Tiere
Wir leben in einer Europäischen Union, die auf dem Prinzip der Solidarität und des freien Verkehrs von Menschen, Waren – und ja, auch Tieren – beruht. Wenn wir fordern, dass Menschenrechte europaweit geschützt werden, dann dürfen wir nicht gleichzeitig für Tiere nationale Grenzen ziehen. Der Schutz und die Rettung von Lebewesen, die in Not sind, dürfen nicht an Staatsgrenzen enden.
Natürlich kann man diskutieren, ob alle geretteten Hunde nach Deutschland vermittelt werden sollten. Aber eines muss klar sein: Die Alternative für diese Hunde ist oft der sichere Tod. Solange es in einigen Ländern kaum Schutz für heimatlose Hunde gibt, ist es unsere moralische Pflicht, zu helfen. Anstatt Tierschützer für ihre Arbeit zu kritisieren, sollten wir gemeinsam überlegen, wie wir die Situation der Hunde in ihren Herkunftsländern verbessern können – beispielsweise durch Aufklärung, Unterstützung bei Kastrationsprogrammen und Zusammenarbeit mit lokalen Behörden.
Deutsche Tierheime, das Vermittlungsproblem und die Verantwortung der Rottweiler-Community
Ein oft genanntes Argument gegen die Aufnahme ausländischer Rottweiler ist, dass deutsche Tierheime bereits voll mit dieser Rasse sind. Das ist korrekt – doch viele dieser Hunde sind aufgrund von Verhaltensproblemen schwer oder gar nicht vermittelbar. Hier ist nicht nur der Tierschutz gefragt, sondern auch diejenigen, die sich als wahre Kenner dieser Rasse bezeichnen: die Verbandszüchter und Hundesportler der Rottweiler-Community.
Diejenigen, die den Rottweiler seit Jahren züchten, fördern und trainieren, kennen seine Eigenschaften besser als jeder andere. Statt die Aufnahme von ausländischen Rottweilern zu kritisieren, sollten sich genau diese Experten fragen: Wie können wir den Hunden in deutschen Tierheimen helfen? Wie können wir unser Wissen nutzen, um diese oft schwierigen Hunde auf ein neues Zuhause vorzubereiten?
Was wäre, wenn sich Rottweiler-Verbandszüchter und Hundesportler zusammenschließen würden, um mit den Tierheimhunden zu arbeiten?
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Durch gezieltes Training könnten auch schwierige Hunde wieder eine Vermittlungschance bekommen.
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Fachkundige Ehrenamtliche aus dem Hundesport und der Züchterszene könnten mithelfen, die Vermittlungsrate für in Deutschland gestrandete Rottweiler zu erhöhen.
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Es könnte ein Netzwerk aus Züchtern, Vereinen und Tierheimen entstehen, das sowohl inländische als auch ausländische Hunde unterstützt.
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Wer den Import ausländischer Rottweiler kritisiert, sollte sich fragen, ob er selbst dazu beiträgt, die Situation für die deutschen Rottweiler in Not zu verbessern.
Die Wahrheit ist: Es ist nicht der aus dem Ausland gerettete Hund, der dem deutschen Tierheimhund die Chance auf ein Zuhause nimmt. Es sind fehlende Trainingsmöglichkeiten, fehlende Förderung und mangelnde Zusammenarbeit zwischen den Verbänden, Vereinen und Tierschutzorganisationen.
Mehr Zusammenarbeit statt Spaltung
Anstatt sich in derartigen Diskussionen gegenseitig zu zerfleischen, sollten wir alle am selben Strang ziehen. Die Rettung von Hunden aus Tötungsstationen ist eine Notwendigkeit – genauso wie die Verbesserung der Situation in deutschen Tierheimen. Rottweiler brauchen eine Chance, unabhängig von ihrem Herkunftsland. Und wer wirklich etwas für die Rasse tun will, sollte nicht nur Kritik üben, sondern selbst aktiv werden.
Lasst uns nicht vergessen: Tierschutz bedeutet, Leben zu retten – nicht, Grenzen zu ziehen.