Jetzt habt ihr ja schon in zwei Beiträgen auf dieser Website aus eurer Menschensicht gelesen, wie es ist, wenn ein Rottweiler einzieht. Ihr habt euch wahrscheinlich köstlich amüsiert, wissend genickt oder panisch überlegt, ob ihr euch nicht doch lieber eine Katze holen solltet. Aber jetzt ist es Zeit für die Wahrheit! Denn ich – ein stolzer, charismatischer und in meiner eigenen Welt unfehlbarer Rottweiler – werde euch aus unserer hundlichen Perspektive erklären, was es wirklich bedeutet, wenn wir in euer Leben treten.
Seid ihr bereit? Dann schnallt euch an. Denn diese Reise wird genauso rasant wie euer erster Spaziergang mit mir an der Leine.
Du Mensch. Ja, genau du, der sich diesen Beitrag durchliest, weil du mit dem Gedanken spielst, dir einen Rottweiler zuzulegen. Oder du hast bereits einen und fragst dich gerade, wann genau du die Kontrolle über dein Leben verloren hast .
Tja, Überraschung! Du hast sie nie wirklich gehabt.
Denn wenn ein Rottweiler in dein Leben tritt, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten:
1️⃣ Du übernimmst das Kommando.
2️⃣ Ich übernehme das Kommando.
Und glaub mir, Option 2 macht mir deutlich mehr Spaß. Aber lass mich dir mal erklären, was auf dich zukommt – aus meiner Perspektive natürlich.
Phase 1: Die große Täuschung – Ich sehe harmlos aus!
Es beginnt immer gleich.
Da stehst du, völlig verzückt vor mir, diesem niedlichen Rottweiler-Welpen mit großen, treuen Augen und tapsigen Pfoten. Ich sehe aus wie ein kleines, pummeliges Bärchen, das nichts anderes will als kuscheln, schlafen und ab und zu ein Leckerli abstauben.
Tja, genau das will ich dir glauben lassen.
Denn während du mich voller Liebe auf den Arm nimmst, denke ich mir:
„Noch ein paar Wochen, dann brauche ich diese Menschen nicht mehr, um irgendwo raufzukommen. Dann mache ich das alles selbst.“
Aber das verrate ich dir natürlich nicht. Erstmal lasse ich dich in dem Glauben, du hättest hier das Sagen.

Phase 2: Überraschung – Ich bin jetzt ein Panzer mit Beinen!
Also. Ein paar Monate sind vergangen. Und plötzlich ist das süße kleine Fellbündel, das du mal hattest, zu einer muskelbepackten Naturgewalt herangewachsen.
Ich bin jetzt stärker. Ich bin schneller. Ich bin… UNAUFHALTSAM.
Und jetzt beginnt der Spaß.
-
„Sitz!“ – Hm… Mal sehen, ob sich das lohnt.
Früher habe ich mich hingesetzt, weil ich dich mochte. Jetzt überlege ich kurz: Gibt es eine Gegenleistung? Nein? Dann bleibe ich lieber stehen. -
„Bleib!“ – Oh, du willst mir sagen, was ich tun soll? Interessant.
Also, theoretisch weiß ich, was „Bleib“ bedeutet. Praktische Frage ich mich: Warum sollte ich? -
„Hierher!“ – Das klingt nach einer Einladung, über die ich noch nachdenken muss.
Ich habe festgestellt, dass ich auch dann überlebe, wenn ich nicht sofort gehorche. Verrückt, oder?
Und während du da stehst und verzweifelt versuchst, mir irgendwas beizubringen, trainiere ich insgeheim deine Geduld. Und deine Armmuskeln. Denn wir kommen jetzt zu meinem Lieblingsteil:
Phase 3: Ich nehme dich mit auf einen Spaziergang – ob du willst oder nicht!
Erinnerst du dich noch an die ersten Wochen, als du dachtest: „Ach, mit so einem kleinen Welpen an der Leine spazieren gehen ist total einfach!“
Tja, das war die Vergangenheit. Willkommen in der Zukunft.
Ich bin jetzt stark. Sehr krass. Und ich habe festgestellt, dass du am anderen Ende der Leine absolut keine Chance hast, wenn ich mich entscheide, die Richtung zu bestimmen.
Ich sehe eine Katze? Ich gehe.
Ich sehe einen Hund? Ich gehe.
Ich sehe absolut nichts? Ich gehe trotzdem, einfach weil ich es kann.
Und du?
Na ja… Du wirst mitgezogen.
Du erkennst Menschen, die einen Rottweiler in dieser Phase haben, an diesen Merkmalen:
✅ Ein leicht verzweifelter Gesichtsausdruck.
✅ Arme, die mittlerweile 5 cm länger sind als vorher.
✅ Eine neu gewonnene Wertschätzung für Hundehalter mit Chihuahuas.
Aber weißt du was? Ich finde es klasse. Ich nenne das „Krafttraining für meinen Menschen“.
Phase 4: Herrchen? Frauchen? Ich glaube, ihr braucht Hilfe…
Jetzt beginnt die entscheidende Phase.
Ich bin nicht mehr nur groß, stark und eigenständig – ich bin mir dessen auch voll bewusst. Und wenn du jetzt nicht langsam den Dreh raus hast, dann beginnt der Moment, in dem du merkst:
„Verdammt, ich habe keine Ahnung, was ich hier tue.“
Viele meiner Artgenossen erleben hier ein tragisches Schicksal: Plötzlich tauchen in Kleinanzeigen diese ominösen „Schweren Herzens abzugeben“-Beiträge auf.
Und weißt du, was heißt das?
Es bedeutet, dass der Mensch versagt hat.
Nicht ich. Ich bin nicht das Problem. Du warst nicht vorbereitet.

Wie du es richtig machst – oder: Sei würdig, Mensch!
Hör gut zu, Zweibeiner! Ein Rottweiler ist kein Accessoire, kein Statussymbol und schon gar nicht der kostenlose Sicherheitsdienst für dein Haus. Wir sind Lebewesen mit Gefühlen, Charakter und einem Ego, das mindestens so groß ist wie unser Kopf – und der ist riesig.
1. Sei ein echter Anführer – kein Wackelpudding auf zwei Beinen
Wir Rottweiler haben ein feines Gespür dafür, ob du weißt, was du tust – oder ob du nur so tust, als wüsstest du es. Und glaub mir: Wenn du nicht souverän auftrittst, dann übernehme ich das eben.
Das bedeutet nicht, dass ich dich in deinem eigenen Haus einsperre und die Herrschaft über das Sofa übernehme (okay, vielleicht ein bisschen). Aber es heißt, dass ich klare Regeln brauche. Ich werde wissen:
- Wo ist mein Platz? (Spoiler: Auf deinem Sofa, wenn du nicht aufpasst.)
- Wann darf ich was? (Falls du das nicht sagst, bestimme ich es halt selbst.)
- Wer führt hier eigentlich? (Falls du es nicht bist, dann definitiv ich.)
Und nein, ein „Bitte, mein lieber Rex, könntest du irgendwann darüber nachdenken, vielleicht Sitz zu machen?“ wird bei mir nicht funktionieren. Sei klar, sei bestimmt, sei konsequent! Und vor allem: Zieh es durch! Wenn „Nein“ heute heißt „Ach komm, nur ausnahmsweise“, dann hast du verloren. Ich habe ein besseres Gedächtnis als du – ich weiß, dass du einmal nachgegeben hast, und das wird mir reichen.
2. Ich brauche Training – und nein, Netflix zählt nicht als Training
„Er ist doch ein Rottweiler, der automatisch das Haus bewacht.“
Nein.
„Einmal Welpenschule reicht doch, oder?“
Auch nein.
„Aber ich liebe ihn so sehr, da braucht es doch keine Erziehung?“
Oh. Mein. Gott.
Hören zu: Ich bin ein Arbeitshund. Meine Vorfahren haben Viehherden bewacht, Karren gezogen und Ganoven das Leben schwer gemacht. Und jetzt erwartest du, dass ich mich mit zweimal Gassi gehen um den Block zufriedengebe? Das ist, als würdest du einem Spitzensportler sagen, er soll einfach ein bisschen auf der Couch sitzen und dabei zuschauen, wie andere Rennen.
Ich brauche geistige UND körperliche Auslastung:
✅ Gehorsamstraining: Nicht, weil ich böse bin, sondern weil ich ohne klare Regeln schneller eskaliere als ein Kind im Süßigkeitenladen.
✅ Spiele, die mich fordern: Suchspiele, Mantrailing, Unterordnung – bring mein Gehirn zum Arbeiten!
✅ Sportliche Betätigung: Ich will rennen, rennen, ziehen – und das nicht nur für fünf Minuten zwischen Tür und Angel.
Wenn du mich nicht auslastest, dann übernehme ich die kreative Freizeitgestaltung selbst. Und ich verspreche dir: Meine Ideen sind deutlich weniger menschenfreundlich als deine.
3. Lass mich nicht im Stich – egal, was kommt
Hier kommt der ernste Teil – ohne Witz und Satire. Viele meiner Artgenossen landen in Tierheimen, weil Menschen uns falsch einschätzen, überfordert sind oder einfach keine Lust mehr auf die Arbeit haben, die wir machen. Und weißt du was? Das ist ein Verrat an uns.
- Wir sind keine Maschinen, die man einfach ausschaltet, wenn sie unbequem werden.
- Wir sind keine Trend-Hunde, die man sich holt, weil sie „cool“ aussehen.
- Wir sind kein Monster – es sind die Menschen, die uns zu welchen machen oder uns einfach nicht verstehen.
Wenn du mich in dein Leben holst, dann gefälligst für immer . Nicht, bis es unbequem wird. Nicht, bis ich dich herausfordere. Sondern bis zum letzten gemeinsamen Tag.
Wir Rottweiler sind treu bis in den Tod. Wir würden für dich durchs Feuer gehen. Wir stehen vor dir, wenn du Angst hast. Wir lieben dich so sehr, dass es für uns nichts anderes gibt als dich.
Und alles, was wir im Gegenzug erwarten, ist, dass du uns verstehst, führst und niemals im Stich lässt.
Bist du bereit für das Abenteuer Rottweiler?
Falls du jetzt immer noch denkst: „Ja, ich will das!“ „Ich bin bereit für die Herausforderung!“, dann herzlich willkommen im Club der stolzen Rottweiler-Halter.
Falls du aber das Gefühl hast, dass dir das alles zu viel ist, dann sei bitte ehrlich zu dir selbst und entscheide dich für eine Rasse, die besser zu dir passt. Es ist keine Schande, einzustehen, dass ein Rottweiler zu anspruchsvoll für dich ist – es ist nur eine Schande, wenn du es erst merkst, wenn es zu spät ist.
Aber wenn du mutig, konsequent, humorvoll, liebevoll und liebevoll bist , dann wirst du mit einem Rottweiler einen Hund haben, der dich mehr liebt als jeder andere auf dieser Welt.
Denn wir sind nicht nur Hunde.
Wir sind Familie. 💛