Aggressives oder ängstliches Verhalten bei Hunden ist längst nicht mehr nur ein individuelles
Problem, sondern spiegelt tiefere gesellschaftliche Entwicklungen wider. In einer Welt, die immer
schnelllebiger wird, in der Stress und Unsicherheit zunehmen und in der möglichst schnelle und
einfache Lösungen für jegliche unerwünschten Themen verlangt werden, bleibt auch die Tierwelt
nicht unberührt. Hunde, die über Jahrtausende als Begleiter des Menschen dienten, reagieren
sensibel auf Veränderungen in ihrer Umwelt. Falsche Sozialisierung, schlechte Erfahrungen und
unsichere Halter tragen zweifellos zu problematischem Verhalten bei. Doch es gibt es neben der
Genetik die unsere Begleiter „mit ins Körbchen gelegt bekommen“, noch eine weitere, oft
übersehene Ursache: die Epigenetik – insbesondere die körperliche Gesundheit der Hunde, vor Allem
die des Darms und auch die Ernährung.

Aggression beginnt nicht im Kopf, sondern im Körper. Die Wissenschaft zeigt zunehmend, dass
Verhalten nicht nur durch Erziehung, sondern auch durch körperliche Faktoren beeinflusst wird. Die
Epigenetik beschäftigt sich mit der vererbbaren Veränderung der Genaktivität, die nicht durch eine
direkte Veränderung der DNA selbst erfolgt. Das bedeutet, dass Umweltfaktoren wie Ernährung,
körperliche Gesundheit, soziales Umfeld, Stress oder Toxine beeinflussen können, welche Gene „ein-
oder ausgeschaltet“ werden. Diese Veränderungen können sogar an nachfolgende Generationen
weitergegeben werden. Wenn eine Hündin bereits unter Mangelernährung oder chronischem Stress
leidet, kann sich dies auf das Verhalten ihrer Welpen auswirken – selbst, wenn diese später in einem
sicheren Umfeld aufwachsen. Doch was dann?

Besonders entscheidend ist die Darmgesundheit. Der Darm ist nicht nur für die Verdauung zuständig,
sondern hat auch eine direkte Verbindung zum Gehirn – die sogenannte „Darm-Hirn-Achse“. Hier
werden unter Anderem Botenstoffe wie z.B. Serotonin und Dopamin produziert, die für Ruhe und
Ausgeglichenheit sorgen. Eine gestörte Darmflora kann hingegen die Produktion dieser
Neurotransmitter beeinträchtigen und so zu erhöhter Reizbarkeit und Aggressivität führen. Was
können wir tun? Zunächst einmal ist wichtig zu diagnostizieren wie die sogenannte Dysbiose (das
Ungleichgewicht in der Darmflora) aussieht. Das geschieht über gezielte Untersuchungen, in einem
dafür spezialisierten Labor. Im Anschluss werden gefundene Defizite befundbasiert ausgeglichen.
Wie entstehen Probleme in der Darmflora? Neben z.B. Medikamenten und Stress spielt
Industriefutter eine maßgebliche Rolle.
Die moderne Hundeernährung besteht häufig aus stark verarbeiteten Futtermitteln, die mit
Konservierungsstoffen, minderwertigen Proteinen und künstlichen Zusatzstoffen belastet sind. Diese
Stoffe können nicht nur die Darmflora schädigen, sondern auch die Leber belasten und den gesamten
Organismus aus dem Gleichgewicht bringen.
Weg von den evidenzbasierten wissenschaftlichen Ansichten, bestätigt aber auch die Jahrtausende
alte philosophische Sicht der traditionellen chinesischen Medizin (TCM): Eine geschwächte „Mitte“ –
bestehend aus Milz und Magen, führt zu Unsicherheit, Nervosität und Ängstlichkeit. Wenn dann noch
eine überlastete Leber hinzukommt, die laut TCM als „Sitz des Zorns“ gilt, steigt das
Aggressionspotenzial erheblich.
Wenn wir also Verhaltensauffälligkeiten bei Hunden ganzheitlich betrachten, ist neben der
liebevollen und konsequenten Führung auch eine artgerechte Ernährung entscheidend, die die
Darmgesundheit unterstützt und den Körper in Balance hält.

Bei Problemverhalten reicht es natürlich nicht aus, einfach „nur“ hochwertiges Futter zu geben –
natürlich spielen auch Hormone eine entscheidende Rolle im Verhalten eines Hundes. Die
Schilddrüse beeinflusst beispielsweise Energielevel und Reizbarkeit, während das Stresshormon
Cortisol, das in der Nebennierenrinde produziert wird, direkt mit Angst- und Aggressionsverhalten in
Verbindung steht. Hormonelle Ungleichgewichte können somit ebenfalls erheblichen Einfluss auf das
Verhalten haben und sollten bei der Ursachenforschung immer mitberücksichtigt werden.
Körper und Seele sind untrennbar miteinander verbunden. Individuelles und kompetentes Training
ist unerlässlich, doch erst mit einer stabilen körperlichen Gesundheit schaffen wir ein belastbares
Fundament für nachhaltige Verhaltensveränderungen. Aus meiner Sicht kann ein Hund nur dann sein
volles Potenzial entfalten, wenn er sich auch körperlich in einem optimalen Zustand befindet.

Vanessa Küpper, Tierheilpraktikerin

Wenn Ihr mehr über Vanessa wissen möchtet dann schaut gern auf ihre Internetseite: www.pawerful-partners.de