Es fängt doch immer gleich an. Da sieht man diesen knuffigen Rottweiler-Welpen, kugelrund, tapsig und mit einem Blick, der sogar das Herz eines Betonklotzes zum Schmelzen bringen würde. „So ein süßer kleiner Bär!“ denkt man sich – und schon hat man den Vertrag unterschrieben, voller Vorfreude auf das gemeinsame Leben mit diesem treuen Begleiter.
Doch dann passiert das Unvermeidliche. Der kleine süße Bär wächst. Und wächst. Und mit ca. acht Monaten denkt er sich:
„Moment mal. Ich bin stark. Ich bin groß. Ich bin ein Rottweiler. Ich bin… UNAUFHALTSAM!“
Willkommen in der Pubertät deines Rottweilers – jener Phase, in der er alles, was du ihm beigebracht hast, noch einmal auf seine eigene Weise interpretieren wird.
Die Phase der „plötzlichen Taubheit“
Erinnerst du dich an die Welpenzeit? Als dein Rottweiler perfekt auf seinen Namen gehört hat und jedes Kommando mit einer Begeisterung befolgt hat, als gäbe es eine Oscar-Nominierung für den besten Hund der Welt?
Vergiss es.
Plötzlich stellt dein Rottweiler fest, dass er optionale Ohren hat. Du rufst „Komm!“, und er schaut dich an, als würde er überlegen, ob er sich für den Namen überhaupt noch zuständig fühlt.
„Oh? Hast du mich gerufen? Klingt wichtig, aber ich muss jetzt erstmal diesen völlig unspektakulären Fleck auf dem Boden anstarren.“
Und du stehst da, mitten auf dem Feld, und fragst dich, warum du nicht einfach eine Schildkröte als Haustier genommen hast.
Die „Oh, ich kann ja ziehen!“-Phase
Kleine Erinnerung: Dein Rottweiler ist jetzt ein muskelbepacktes Kraftpaket. Und irgendwann kommt dieser wunderschöne Moment, in dem er erkennt:
„Hey! Ich kann meinen Menschen problemlos hinter mir herziehen! Was für ein Spaß!“
Und plötzlich bist du nicht mehr derjenige, der spazieren geht – du bist derjenige, der spazieren GEFÜHRT wird.
Du erkennst Rottweiler-Halter in dieser Phase daran, dass sie:
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Einen völlig überforderten Gesichtsausdruck haben, während sie hinter einem Hund herschlittern.
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Ihre Arme ca. 10 cm länger geworden sind.
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Die tiefste Bewunderung für Leute mit Chihuahuas entwickelt haben.
Wenn du Pech hast, bist du ab jetzt offiziell ein Schlittenhundfahrer – nur ohne Schlitten.
Die „Ich stelle mal mein Selbstbewusstsein unter Beweis“-Phase
Irgendwann merkt dein Rottweiler:
„Ich bin groß. Ich bin stark. Ich könnte Chef sein.“
Und genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer seinen Hund in der Welpenzeit liebevoll, aber konsequent erzogen hat, wird in dieser Phase nur leichte „Grenzenaustester“ erleben.
Wer jedoch dachte, „Ach, das wächst sich aus!“, der kann jetzt einen 50-Kilo-Hund haben, der seine eigenen Regeln macht.
Mögliche Symptome einer schlechten Erziehung:
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Dein Hund überlegt selbst, ob er aufsteht, wenn du es sagst.
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Dein Hund entscheidet, welche Gäste ins Haus dürfen – und welche nicht.
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Dein Hund belegt das Sofa und schaut dich an, als würdest DU die Regeln brechen.
Wenn du Pech hast, ist dein Rottweiler jetzt ein Teenager mit Muskeln und einem freien Willen – also quasi ein muskulöser 15-Jähriger, der sein eigenes Zimmer verteidigt und plötzlich nicht mehr auf seine Eltern hört.
Was hilft? Konsequenz, Geduld und vor allem: die Einsicht, dass DU das Problem bist und nicht der Hund.

Die „Oh nein, ich bin überfordert!“-Phase (auch bekannt als „Verkaufe meinen Hund, dringend abzugeben“-Phase)
Und hier passiert das Traurige. Viele Rottweiler-Halter lieben ihren Hund in der Welpenzeit abgöttisch, haben aber keine Ahnung, wie man mit einem selbstbewussten, starken Hund umgeht.
Und dann?
Plötzlich tauchen in den Kleinanzeigen wieder all diese Anzeigen auf:
„Rottweiler Rüde, 12 Monate, leider aus Zeitgründen abzugeben.“ (Übersetzung: „Mein Hund zieht mich durch die Gegend, und ich kann ihn nicht mehr halten.“)
„Schweren Herzens abzugeben – nur in erfahrene Hände!“ (Übersetzung: „Ich habe die Kontrolle verloren und hoffe, dass jemand anderes das Problem löst.“)
„Rottweiler sucht neues Zuhause – wir ziehen um!“ (Übersetzung: „Hilfe, er hört nicht mehr auf mich!“)
Die traurige Wahrheit ist: Der Hund ist nicht das Problem. Die Halter sind es.
Wie du das vermeidest – oder: Sei kein Amateur!
Wenn du nicht willst, dass dein Rottweiler dich in den Kleinanzeigen wiederfindet, dann beherzige folgende Grundregeln:
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Fang mit der Erziehung früh an – und bleib konsequent.
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Arbeite mit einem Hundetrainer – nicht erst, wenn es zu spät ist!
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Mach dir klar, dass ein Rottweiler kein Kuscheltier ist, sondern ein Hund mit starkem Charakter.
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Hab Geduld! Die Pubertät geht vorbei – wenn du dranbleibst, hast du am Ende einen fantastischen Hund.
Ein Rottweiler ist kein Hund für Menschen, die keine Zeit, keine Geduld oder keine Erfahrung haben. Er ist ein königlicher Hund, der einen souveränen Halter braucht – keinen schwachen Menschen, der nach der ersten Herausforderung das Handtuch wirft.
Aber wenn du ihn richtig erziehst, wirst du mit einem Begleiter belohnt, der dich bis an sein Lebensende bedingungslos liebt, schützt und treu an deiner Seite steht.
Denn ein Rottweiler ist nicht nur ein Hund.
Er ist dein Schatten, dein Beschützer, dein bester Freund.
… und ja, manchmal auch dein unfreiwilliges Fitnessprogramm. Aber das gehört eben dazu.